Aus der Novelle "Der Karyotyp" von Akis Papantonis
übersetzt ins Deutsche von: Eleni Stagkouraki ©
[2]
Hinter sich zurück ließ er überhaupt nichts. Beim Umzug hatten ihm seine Eltern und seine Schwester mit zwei Autos geholfen. Auch ein Cousin von ihm, den er jahrelang nicht mehr gesehen hatte und an dessen Namen er sich jetzt nicht mehr erinnern konnte. Er ist damals mit seinem Transporter hergefahren, um der Familie zur Hand zu gehen. Sie hatten alles in Kartons für Milchdosen der Marke NOYNOY und in schwarze Müllsäcke eingepackt. Eins nach dem anderen hatten sie alles verpackt und in jede mögliche leere Stelle gesteckt. Sobald ein Karton oder ein Müllsack vollgepackt war, stellte er ihn in den leeren Salonraum. In der Diele hatte sich bereits ein Haufen von unbrauchbarem Zeug wie alte Kleidung, ein Basketball, ein Teppich und ein Plattenspieler gesammelt, welche verschenkt oder weggeworfen würden. Die Auswahl hatte er seiner Mutter überlassen. Von dem, was übrigblieb, würde er nur das mitnehmen, was in seinen beiden Koffern und in einem kleinen Sac voyage Platz hatte. „Weiter nichts“, hatte er sich klar gemacht. Dem Druck seiner Eltern nachgebend hatte er zugestimmt, dass sie ihm einiges per Spedition zuschicken, allerdings unter der Voraussetzung, dass er selbst über die zu versendenden Objekte entscheiden würde. Bettwäsche, spitzengeschmückte Handtücher, Töpfe und Schnellkochtöpfe wurden durch Kassetten, CDs, Bücher, Fotoalben, eine Münzsammlung, das Tonbandgerät, das sie ihm zu seinem zehnten Geburtstag geschenkt hatten, und sein altes Fahrrad ersetzt. Er legte alles auf einen neuen Stapel vor seinem (ehemaligen) Zimmer und versah diesen mit einem gelben post-it, auf dem zu lesen war: „Meine Damen und Herren, wir ziehen um“. Nachdem alles eingeladen war, schaute er nochmal im Haus herum, für den Fall, dass er versehentlich etwas vergessen hatte. Er machte nacheinander alle Schubladen und Schränke auf. Dann nochmal. Er sah mehrmals unter dem Bett und hinter dem Kühlschrank nach. Er sah sich ein letztes Mal um. Alles leer. Er ließ die Balkontüren offen und die Schlüssel in der Türstecken. Aus der Klingel am Eingang entfernte er seinen Namen. Bis zum Tag seines Abflugs wohnte er bei seinen Eltern. „Ich bin in meinem Elternhaus zu Gast“, sagte er am Handy. Das Doppelbett im Zimmer seiner Eltern hatte er abgelehnt, ebenso das damals neugekaufte IKEA-Sofa im Wohnzimmer, welches zu einem Bett umfunktioniert werden konnte. Ihm war die Vertrautheit seines mit Kram vollgestopften Kinderzimmers lieber. Am ersten Abend legte er sich früh hin. Trotztdem konnte er in diesem von Asterix- und Obelix-Figuren vollen Raum kein Auge zumachen. Der Widerschein des im Flur brennenden Lichtes auf der bronzenen Trompete seines Vaters – stumm auf dem Regal seit seinen Jahren an der Philharmonie– ließ ihn nicht einschlafen. Er stand auf und räumte sie woanders hin. Er legte sich wieder hin. Er hatte den Eindruck, dass er wieder ein acht- oder neunjähriges Kind war, das gelernt hatte, sein kleines orangenfarbenes Licht auszumachen. Die Jungs schlafen ohne LichtDie Pendeluhr im Wohnzimmer schlug zwölfmal. Er setzte seine Brille auf und ging durch den Flur. Er kam an die geöffnete Tür des Schlafzimmers seiner Eltern. Im Schlaf sank deren rust gleichzeitig hoch und nieder. Links vom Bett stand immer noch die Wiege seiner Schwester, die jetzt die Porzellanpuppen seiner Mutter beherbergte. Sein Vater legte immer wieder sein Haar zurecht, als ob er vor einem riesigen Spiegel sitzen würde. Seine Mutter blinzelte, als ob sie sich anstrengte aufzuwachen. Er setzte sich auf das Mosaikboden an der Tür und lehnte sich gegen die Wand. Er würde schwören, dass in diesem Moment ein langer Zug, so lang wie die Frauen in den Werbungen, den Flur durchquerte. Trotzdem schlief er ein. Am nächsten Morgen sprach keiner ein Wort darüber. In der nächsten Nacht schaffte er es, nur zwischen drei und sechs Uhr morgens zu schlafen. Der in der Luft schwebende Staub störte ihn und er musste husten. Ihn störte auch das altbekannte Mosaik, er wusste aber nicht warum.
Hinter sich zurück ließ er überhaupt nichts. Beim Umzug hatten ihm seine Eltern und seine Schwester mit zwei Autos geholfen. Auch ein Cousin von ihm, den er jahrelang nicht mehr gesehen hatte und an dessen Namen er sich jetzt nicht mehr erinnern konnte. Er ist damals mit seinem Transporter hergefahren, um der Familie zur Hand zu gehen. Sie hatten alles in Kartons für Milchdosen der Marke NOYNOY und in schwarze Müllsäcke eingepackt. Eins nach dem anderen hatten sie alles verpackt und in jede mögliche leere Stelle gesteckt. Sobald ein Karton oder ein Müllsack vollgepackt war, stellte er ihn in den leeren Salonraum. In der Diele hatte sich bereits ein Haufen von unbrauchbarem Zeug wie alte Kleidung, ein Basketball, ein Teppich und ein Plattenspieler gesammelt, welche verschenkt oder weggeworfen würden. Die Auswahl hatte er seiner Mutter überlassen. Von dem, was übrigblieb, würde er nur das mitnehmen, was in seinen beiden Koffern und in einem kleinen Sac voyage Platz hatte. „Weiter nichts“, hatte er sich klar gemacht. Dem Druck seiner Eltern nachgebend hatte er zugestimmt, dass sie ihm einiges per Spedition zuschicken, allerdings unter der Voraussetzung, dass er selbst über die zu versendenden Objekte entscheiden würde. Bettwäsche, spitzengeschmückte Handtücher, Töpfe und Schnellkochtöpfe wurden durch Kassetten, CDs, Bücher, Fotoalben, eine Münzsammlung, das Tonbandgerät, das sie ihm zu seinem zehnten Geburtstag geschenkt hatten, und sein altes Fahrrad ersetzt. Er legte alles auf einen neuen Stapel vor seinem (ehemaligen) Zimmer und versah diesen mit einem gelben post-it, auf dem zu lesen war: „Meine Damen und Herren, wir ziehen um“. Nachdem alles eingeladen war, schaute er nochmal im Haus herum, für den Fall, dass er versehentlich etwas vergessen hatte. Er machte nacheinander alle Schubladen und Schränke auf. Dann nochmal. Er sah mehrmals unter dem Bett und hinter dem Kühlschrank nach. Er sah sich ein letztes Mal um. Alles leer. Er ließ die Balkontüren offen und die Schlüssel in der Türstecken. Aus der Klingel am Eingang entfernte er seinen Namen. Bis zum Tag seines Abflugs wohnte er bei seinen Eltern. „Ich bin in meinem Elternhaus zu Gast“, sagte er am Handy. Das Doppelbett im Zimmer seiner Eltern hatte er abgelehnt, ebenso das damals neugekaufte IKEA-Sofa im Wohnzimmer, welches zu einem Bett umfunktioniert werden konnte. Ihm war die Vertrautheit seines mit Kram vollgestopften Kinderzimmers lieber. Am ersten Abend legte er sich früh hin. Trotztdem konnte er in diesem von Asterix- und Obelix-Figuren vollen Raum kein Auge zumachen. Der Widerschein des im Flur brennenden Lichtes auf der bronzenen Trompete seines Vaters – stumm auf dem Regal seit seinen Jahren an der Philharmonie– ließ ihn nicht einschlafen. Er stand auf und räumte sie woanders hin. Er legte sich wieder hin. Er hatte den Eindruck, dass er wieder ein acht- oder neunjähriges Kind war, das gelernt hatte, sein kleines orangenfarbenes Licht auszumachen. Die Jungs schlafen ohne LichtDie Pendeluhr im Wohnzimmer schlug zwölfmal. Er setzte seine Brille auf und ging durch den Flur. Er kam an die geöffnete Tür des Schlafzimmers seiner Eltern. Im Schlaf sank deren rust gleichzeitig hoch und nieder. Links vom Bett stand immer noch die Wiege seiner Schwester, die jetzt die Porzellanpuppen seiner Mutter beherbergte. Sein Vater legte immer wieder sein Haar zurecht, als ob er vor einem riesigen Spiegel sitzen würde. Seine Mutter blinzelte, als ob sie sich anstrengte aufzuwachen. Er setzte sich auf das Mosaikboden an der Tür und lehnte sich gegen die Wand. Er würde schwören, dass in diesem Moment ein langer Zug, so lang wie die Frauen in den Werbungen, den Flur durchquerte. Trotzdem schlief er ein. Am nächsten Morgen sprach keiner ein Wort darüber. In der nächsten Nacht schaffte er es, nur zwischen drei und sechs Uhr morgens zu schlafen. Der in der Luft schwebende Staub störte ihn und er musste husten. Ihn störte auch das altbekannte Mosaik, er wusste aber nicht warum.
Alle Rechte der Übersetzung vorbehalten
Δεν υπάρχουν σχόλια:
Δημοσίευση σχολίου